Archive for September, 2009

Die Tiefe der TuchfÜhlung

Teresa Bücker über die Generation NEON und schlechte Ratgeber

Zweieinhalb Meter in die Höhe ragt meine mädchenhafte Ratlosigkeit. Jahr für Jahr habe ich Stunde um Stunde in dem mittig eingelassenen Spiegel meines Schrankes ausgeharrt auf der Spur nach Nirgendwo. Ein immerfortes Zwiegespräch mit den Locken, der Blässe und den Sommersprossen vor jeder Samstagnacht. Die Stoffe hinter der Tür sagen kein Wort. Doch in diesen Nächten geht es stets um mehr als den narzisstischen Blick oder das passende Outfit. Der scharfe Blick in die Augen des eigenen Spiegelbilds trifft die wahrhaft wichtigen Entscheidungen. Jede Woche wieder. Wenn dann der eigentliche Knoten platzt, sitzt das Kleid Sekunden später an seinem Platz. (mehr…)

Nepper, Schlepper, BauernfÄnger

Jan Off über einen Abend mit den Luschen Klotzek und Ebert

Wenn die beiden Chefredakteure des Zentralorgans für Berufsjugendliche, kurz Neon genannt, einen Ratgeber auf den Buchmarkt schmeißen, der der „Generation der Krisenkinder“ (Spiegel Online) den Weg durch den Dschungel des Erwachsenwerdens weisen möchte, ist das in etwa so beeindruckend wie der Schiss einer Möwe auf einem kilometerlangen Stück Strand. Es gibt genügend andere Stellen, an denen du dein Handtuch ausbreiten kannst. (mehr…)

The Next Generation: Kalle Sauerland

Kalle-Sauerland

In Zeiten kollektiven Fremdschämens, wirtschaftlicher Unsicherheit und der an Körperverletzung grenzender Casting-, Running- oder Talentshows und den Doping- und Drogen durchweichten und zersetzten Sportevents wie Tour De France, Eisschnelllaufen und Triathlon, ist der Boxsport ein ehrliches und spektakuläres Element menschlicher Aggressions- und Sensationslust, auch wenn der geneigte Zuschauer und Boxfan die Machenschaften der verschiedensten Verbände, Promoter und Fernsehanstalten nicht unbedingt verstehen und durchschauen kann.

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Der junge, gutaussehende und boxbegeisterte Mann auf dem Foto ist nicht ganz unbeteiligt daran, dass es im Boxen, zumindest im Supermittelgewicht, mal wieder ein wenig transparenter werden könnte. Sein Name ist Kalle Sauerland, er ist 32 Jahre alt und er verkörpert vielleicht die neue Generation der Boxmanager- und Promoter.

Natürlich kommt die Begeisterung und die Verpflichtung für den Boxsport nicht von ungefähr. Kalles Vater Wilfried machte in den 90er Jahren den Boxsport in Deutschland wieder gesellschaftsfähig. Henry Maske hieß der Boxer, der eine wahre Renaissance des Boxsports einleitete und den Grundstein dafür legte, dass Winfried Sauerland heute zu den erfolgreichsten Boxpromotern in der Welt gehört. Zu seinem Stall gehörten unter anderem Boxer wie Sven Ottke, Axel Schulz und Markus Beyer. Heute hängen die Hoffnungen an Arthur Abraham, Marco Huck, Nikolai Walujew und Sebastian Sylvester. Zuletzt, im Hinblick auf das im Herbst startende Super-Six-Turnier im Supermittelgewicht, konnte Sauerland zudem seine Chance auf den Titel verdoppeln, da man den aktuell wahrscheinlich stärksten Boxer dieser Gewichtsklasse, den Dänen Mikkel Kessler, verpflichten konnte. Nur das Schwergewicht macht ein wenig Sorgen, auch wenn Kalle Sauerland sagt: „Da kommen in den nächsten Jahren junge, deutsche Boxer, die das Zeug haben, Weltmeister zu werden.“ Die deutschen Boxfans hätten nichts dagegen, auch wenn man es gelernt hat, den Boxer nicht aufgrund seiner nationalen Herkunft zu bestaunen, sondern aufgrund seiner Fähigkeiten wie Mut, Kraft, Technik und Ausstrahlung. Natürlich darf ein gesunder Geschäftssinn nicht fehlen, doch das allein macht noch keine großen Champions aus und gerade im Schwergewicht fehlen diese Champions. Auch bei den Klitschkos ist man nicht alleine, wenn man in so mancher Kampfsituation das Gefühlt hat, Angst in ihren Augen entdecken zu können. Kalle Sauerland spricht da offene Worte: „Vladimir Klitschko hat ein Glaskinn. Das wurde bereits dreimal bewiesen.“

Kalle Sauerland könnte die Erfolgsgeschichte seines Vaters weiterführen, beziehungsweise, wenn man es genau betrachtet, steckt er bereits mittendrin. Schon früh erkannte er sein Talent und sein Interesse für den Sport und entdeckte seine Liebe für den englischen Fußball. Seine Augen glänzen. Er ist offensichtlich ein Fan. Auch wenn er sich nicht so richtig entscheiden kann, wie er sich verorten würde: als Deutscher oder als Engländer. In Wuppertal geboren, genoss er Schulzeit und Ausbildung in England und absolvierte ein Praktikum beim Sportmarketing-Branchenführer IMG. Auch das kam nicht von ungefähr, so war doch die Lektüre des Buches „What They Don‘t Teach You at Harvard Business School: Notes From a Street-Smart Executive“ von IMG-Gründer Mark H. McCormack, von dem man sagt, er habe das Geschäft mit dem Vermarkten von Sportlern und Sportereignissen erfunden, der Moment, in dem Kalle Sauerland beschloss, sich diesem Thema anzunehmen. Mittlerweile ist Kalle Sauerland Managing Director der Kentaro Group, die unter anderem die Rechte an Arsenal, Chelsea, Manchester City, der argentinischen und der brasilianischen Nationalmannschaft vermarktet. Zuletzt wurde ein Büro in Hamburg eröffnet.

Doch neben dem Fußball engagiert sich Kalle Sauerland in den letzten Jahren mehr und mehr im väterlichen Betrieb, der Sauerland Event GmbH, an der er mittlerweile auch mit 50 Prozent beteiligt ist. Sein bisher größter Clou ist sicherlich das jetzt anstehende Super-Six-Turnier, was er gemeinsam mit anderen Branchenriesen initiierte. So konnten die vermeintlich sechs besten Boxer im Supermittelgewicht verpflichtet werden, um über einen Zeitraum von einem Jahr den besten ihrer Zunft zu ermitteln. Mit dabei sind neben den Sauerland-Boxern Mikkel Kessler und Arthur Abraham auch Andre Dirrel, Jermain Taylor, Carl Froch und Andre Ward. Zusammen weisen die sechs Boxer eine Bilanz von 144 Siegen zu vier Niederlagen und einem Unentschieden auf. Das garantiert Qualität und Motivation. Auch wenn natürlich das zu verdienende Geld nicht im Hintergrund steht. Dass da nicht alle Verbände mitziehen, war vorauszusehen, doch ein erster Schritt ist getan, das Profiboxen für den Fan attraktiver und transparenter zu gestalten. Im Oktober geht es los, dann kämpfen Abraham und Taylor, voraussichtlich in der Berliner O2-Arena, um die ersten Punkte, denn über ein Punktesystem und ein Halbfinale sollen die zwei Boxer ermittelt werden, die zum Schluss um die Krone im Supermittelgewicht boxen. Kalle Sauerland wird dann mit Sicherheit am Ring sitzen und mitfiebern.

Johannes Finke

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