'Category Archives: Heft Zwei Heft Zwei

Geschichten unserer Autoren über alles was wichtig und richtig, schön und hässlich, gut und schlecht ist.

Ernsthaft Europa. In vier Jahren vielleicht ein neuer Versuch.

Ich glaube weder an Parteien, deren Personal, noch an den Staat als solchen. Weder als faktisch Rahmen gebend, noch als Konstrukt, Idee oder Ideal. Vielleicht wäre das zu einer anderen Zeit anders gewesen, aber ich kann eben nur für die meine sprechen, für das Hier, das Jetzt. Und soweit ich mich entsinnen kann, ging es mir nie anders. Mich hat nie die Wertigkeit eines Staates, geschweige denn einer Nation, eines Volkes, interessiert, sondern ausschließlich dessen Verlust und Ableben, das historisch Dekonstruierte, die topographische Verortung im Wandel der Zeit und die Konsequenzen staatlichen Handelns als Grundlage kritischer Auseinandersetzung, eventuell sogar als Grundlage für zivilen Ungehorsam, für Widerstand.

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Eigentlich bin ich eine Jägerin.

Nachdem sich zuletzt bereits unser Chefredakteur mit dem Thema ‘Mythos Monogamie’ eingehender beschäftigt hat, hat sich unsere Autorin Mirka Uhrmacher diesem Thema auf sehr persönliche Art und Weise angenommen. Nachdem sie sich zuletzt ausführlicher mit dem Soft-SM-Trend auseinandergesetzt hatte, geht es diesmal um die eigene Befindlichkeit im ewig währenden Spannungsfeld von Lust, Laster und Liebe.

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Mein Glashaus

Eine Assoziation von Johannes Finke zu “Das Imperium” von Christian Kracht

Mein Glashaus existiert seit Jahren nur als Gerüst. Ein Skelett aus Form gebenden Trägern, durch die der Wind pfeift. Ein offenes Dach, das den Regen schon lange nicht mehr draußen hält. Ein aufgewühlter, lehmiger Boden, durchweicht und sämtlicher Festigkeit beraubt, von Steinen und Samen befreit, aseptisch. Hier wächst nichts mehr reales. Kein Getreide. Kein Obst. Keine Blumen. Kein Unkraut. Nur Ungeduld. Weiter weiter lesen

Urlaub in Berlin

von André Krüger

Es ist Sommer und warum im Sommer nicht dorthin fahren, wo es schön ist? Nach Berlin. Das ist naturgemäß kein richtiger Urlaub, wie man ihn im Katalog bestellt; mit Strand und Meer oder Bergen und Schnee. Ich war schon einmal hier für ein paar Jahre, es ist noch nicht allzu lange her, das ist gut, denn so bin ich, obschon hier alles ständig im Wandel ist, noch einigermaßen orientiert. Kein Strand, keine Berge, kein Ortswechselschock – das ist gut.

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Das Urheberrecht, im unbekannten
Wesen liegt die Verführung.
Und die Vergütung.
Aber warum es mich auch nicht
mehr wirklich interessiert.

von Johannes Finke

Eines vorneweg: Ich kann leider keine Auswege aus dieser vermeintlichen Kulturkrise anbieten. Nichts was Diskutierenden und Diskurs wirklich weiterhilft. Ich habe auch ehrlich gesagt noch nichts gehört oder gelesen, was das macht. Auch wenn unglaublich viele unglaublich viel fordern und sich am Auswurf von Halbwissen und am Austausch von Beleidigungen beteiligen, so fällt es doch schwer den eigentlichen Kern des Problems zu erkennen. Ich zumindest habe das noch nicht. Weiter weiter lesen

Los, geh auf die Knie!

Teresa Bücker sucht den „hommes à femmes“ und findet Verachtung für das System DSK.

Er sieht ihr in die Augen. Dann gibt er ihr seine Hand und hält ihren Blick. Er zittert leicht. Dominique Strauss-Kahn versteht dies als Entschuldigung. Die Situation berührt ihn. Selten in seinem Leben hat er die Möglichkeit, Reue zu zeigen, angenommen. Er widersteht der Notwendigkeit um Verzeihung zu bitten nicht. Dieser Akt wird nicht der letzte sein.

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ICE of the living dead

von Stefan Kalbers

Ich habe einen Traum, und der geht so: Schichtbeginn Samstag mittag 14.00 Uhr. Ich komme aus dem Freibad direkt zur Arbeit. Und zwar mit dem Taxi. In einer Plastiktüte stecken mein nasses Handtuch, das Duschgel, eine Packung Gummibärchen und eine verklebte Ausgabe von Willards Fußfetisch Magazin. Ich steige aus dem Taxi ohne zu zahlen, denn ich habe eine Taxiflatrate. Vor dem Bahnhof grüße ich den ein oder anderen Kollegen von Ferne. Mein Bauch quillt fettig über den Saum der Badehose. Mein Kopf, mein ganzer Körper ist von der ungewohnten Sonne krebsrot und total verbrannt. Die Schlappen an meinen Füßen machen ein floppendes Geräusch. Ich steige in meinen ICE, schließe die Führerkabine auf und mache als erstes den Technikcheck. Anschließend laufe ich alle Waggons ab. Es gibt keine Reservierungen. Es gibt außer mir kein Personal. Alle Plätze sind frei, alle Wagen sind leer. Weiter weiter lesen

Eine Insel in Kairo

von Boris Guschlbauer

Dieser Verkehr, so tödlich wie eine neunköpfige Hydra. Schlägt man ihr einen Kopf (=Taxi) ab, so wachsen zwei neue nach, die mit ihrem gefräßigen Maul nach alles und allem schnappen. Jeder Schritt sollte deshalb gut überlegt sein, denn jeder könnte der letzte sein in diesem Chaos aus tieffliegenden PKWs, LKWs, Mikro-, Mini- und Linienbussen. Hupen übertönen das Leben, lassen jeden Fußgänger bis ins Mark erschüttern, die Lautstärke warnt, verschafft sich freie Fahrt – die Trompeten von Jericho, die die letzten standhaften Mauern in einem zum Einsturz bringen.

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Kapitel: Der Mond, der sich auf dem
See spiegelt – Eine wahre Geschichte

von Roman Libbertz

Etwas desillusioniert war ich, der sich gefühlsmäßig lange für scheintot und begraben hielt, in diese Beziehung hineingeschlittert und mein Innenleben, unter dem Stern meines bevorstehenden Staatsexamens, sowie der Bedrohung ihres Ex-Freundes, in seinen Grundmauern erschüttert worden. Nach so langer Zeit war ich zum ersten Mal verliebt, bekam meine Anerkennungssucht befriedigt und sah irgendwie Alles und Jeden in rosa. Also weniger Rauchen, Essen, Alkohol, Masturbieren, Gehirnwichserei, Telefonieren, Schaffensdrang, sämtlich all die negativen Angewohnheiten, die mich in der Regel treiben, wenn ich mit dem Alleinsein konfrontiert werde. Ich wollte die Welt für einen anderen Menschen niederreißen und zusammen, wie in einem Cary Grant-Film auf einem Hausboot dem Leben entgegen treiben. Schnitt. Weiter weiter lesen

SelbstgesprÄch

von Phil Vetter

Ich bin es nicht gewohnt, mit dem Flugzeug zu reisen, da ich die letzten Monate permanent mit meinem Segelboot unterwegs war. Nun sitze ich aber in einem Stunden andauernden Trans-Atlantik-Flug von Philadelphia nach München. Durch die Zeitverschiebungen zwischen den USA und Europa sind seltsame Dinge passiert. Zum Beispiel ist es erstaunlicherweise so, dass neben mir im Sitz 24E kein anderer sitzt als ich selbst. Eigenartig, denke ich mir. Nach anfänglicher Verwirrung und endlosen Auseinandersetzungen reift ein Gedanke in uns: Endlich können wir mich mal selbst interviewen und damit einige Dinge klarstellen. Weiter weiter lesen

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