Archive for Juni, 2014

Checkliste fürs Festival: Das braucht ihr auf eurem Festivalbesuch

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Wir sind wieder mitten im Festivalsommer. Damit ihr auch alles für euren Festival-Besuch dabei habt, listen wir euch hier eine kleine Packliste auf – gerade Festival-Frischlinge sollten diese Tipps beachten.

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Dinge & Angelegenheiten. Die neue Kolumne von Stephan Urbach. Heute: Fensterrentner

by Lukas Martini

Es ist so weit, ich bekomme Platz im BLANK Magazin für eine Kolumne. Ich bin nicht witzig oder besonders tiefsinnig. Ich habe keine Ahnung von Popkultur oder Musik. Ich bin 33 Jahre alt und habe blaue Haare während ich meinem normalen Beruf nachgehe. Ich rege mich zu viel auf und habe bestimmt Bluthochdruck. Ich habe für fast alles kein Verständnis. Mein psychologisches Alter ist 80 und wenn ich mal wirklich so alt bin, möchte ich Fensterrentner werden. Ich werde nicht über Berlin schreiben, denn ich komme vom Land und habe keine Ahnung von der Großstadt. Ich bin also offensichtlich völlig normal und ich schreibe über Dinge, die mich interessieren und Angelegenheiten, die mich nichts angehen.

Den Berufswunsch Fensterrentner habe ich von einem meiner Freunde. Jonas ist der beste Fensterrentner, den ich kenne. Unter 35, wohnhaft im Erdgeschoss. Eine Studierenden-WG mit im Haus, die sich gerne im Garten aufhält. Ideale Vorraussetzungen, um sich in Unverständnis zu ergehen. Stellt euch vor, Jonas sitze zu Hause und will nur seine Ruhe haben und plötzlich sind da ein paar junge Menschen im Garten, die Popmusik hören, Becks Lime trinken und Frisbee spielen. Um da Feindbild zu vervollständigen tragen sie auch noch den Kragen des Poloshirts hoch gestellt. Die Popmusik dringt durch das offene Fenster (denn bei Jonas ist es warm und er muss es zumindest kippen) und Jonas, ja Jonas, weiß was zu tun ist: Techno. Laut. am besten aus den späten 90ern. Musik, die wir damals hörten, nachdem wir Drogen genommen hatten. Dazu steht er im Bademantel in Shorts auf der Terrasse und fuchtelt mit dem imaginären Krückstock. Sollte die Frisbee bei ihm landen ich bin mir sicher, er wird sie fangen und einfach nicht mehr herausgeben. Die jungen Leute sollen ihn halt mit ihrem Kram in Ruhe lassen. Ich würde an seiner Stelle genauso handeln, würde schimpfend am Fenster stehen und Menschen verscheuchen. Jonas und ich haben ausgemacht, dass ich ihn irgendwann besuche und wir dann beide im Bademantel auf der Terrasse stehen und mit dem Krückstock fuchteln, wenn die Jugendlichen mal wieder im Garten sind, ihre Kragen hochstellen und Popmusik aus dem Radio hören.

Und manchmal, wenn ich auf meiner Couch sitze und Kaffee trinken, unglaublich viel Zigaretten in meine Lunge pumpe und so tue, als würde ich messerscharf nachdenken, dann dämmert es mir: Ich bin alt. Ich bin verdammt alt. ich bin mindestens so alt wie mein Großvater und meine Großmutter zusammen. Ich habe weniger Verständnis als die beiden. Für alles. Ich habe kein Verständnis für Falschparker, für Gartenzwerghasser oder dafür, wenn Menschen ihren Kragen hochstellen. Ich verstehe die „jungen“ Leute nicht, die oft nur zwei, drei Jahre jünger sind als ich. Ihre Musik, ihren Kleidungsstil ihren Filmgeschmack. Dann dämmert es mir. Nicht sie sind das Problem. Ich bin es. Ich bin in alternativen Subkulturen groß geworden. Mit den Punks, den Grufits und bei den Pen&Paper-Rollenspielern. Bei Geeks und Nerds. Ich habe mich nie für den Mainstream interessiert. Ich habe es mir in meiner Nische gemütlich gemacht, damals in den 90ern. So sehr, dass ich immer noch darin stecke. „Früher (damit meine ich ich 1995 bis 1998) war alles besser“ könnte von mir stammen und dann erwische ich mich dabei, wie ich genau das sage. Ich bin nicht besser als die Reaktion, die ich ja so verachte.

Mir fehlt die geistige Flexibilität, einfach mal an zu erkennen, dass Menschen sich heute anders kleiden, anders sprechen und Subkulturen sich auch verändern. Nur weil es „meine“ ist, heißt dass nicht, dass sie sich nicht verändern darf. Manchmal passt mir eine Änderung nicht aber ist auch mein Problem – ich kann mich darüber aufregen oder es verdammt noch mal akzeptieren, dass Gruftimusik oder auch Punk heute anders klingen als damals, dass sich Inhalte verschieben und nicht mehr die „wahre reine Lehre“ gelebt wird. Den heute ist sie eh anders als damals und verdammt noch mal Stephan, du bist keine 16 mehr und musst dich wirklich nicht darüber definieren, was in den 90ern passiert ist!

Ich bin 34 und manchmal dann doch schon 80. Ich werde das ändern. Gleich, nachdem ich vom Fenster weg bin und mein Kissen verstaut habe. Dann werde ich das Fenster schließen, den Baum ansehen und mich fragen, mit wem ich da im stillen Hinterhof eigentlich die ganze Zeit geschimpft habe. Vermutlich mit mir.

Photo: Lukas Martini

Krautreporter – Aller Anfang ist schwer

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Viel haben sie vor. Das ist immer so wenn sich Menschen zusammenfinden und sich in Aufbruchstimmung begeben. In dem Fall sind es mehr als zwanzig mehr oder weniger junge JournalistInnen und AutorInnen, die sich zusammengefunden haben um eine Plattform zu zimmern, auf der sie Freiheiten, Möglichketen und Mittel haben, die der klassiche Print-Journalismus in der Form nicht mehr bietet bzw. einer neuen Generation vorenthält.

Sechzig Euro soll das Jahresabo kosten und damit der Zugang zu exklusiven Geschichten, Reportagen, Berichten und anderen journalistischen Textformen und -formaten. Vergessen wir nicht, wir befinden uns am Anfang. Was genau passiert, wie sich Dinge entwickeln, who knows. Doch während alle etablierten Medien, Medienmenschen und Beteiligten seit Ewigkeiten über kostenpflichtige, digitale journalistische Inhalte diskutieren, gehen die Krautreporter wenigstens mal ein paar Schritte in diese Richtung. Nicht frei von Fehlern, mit großer Angriffsfläche und Mut zum Risiko (denn Scheitern ist auch hier eine legitime Option). Der Neid ist Ihnen sicher, aber Neid und Reflexbisse sind ja digitaler Zeitgeist. Lobo findet es nicht so gut. Schirrmacher findet es gut. Auf Twitter wird aufgrund fehlenden Autorenanteils mit Migrationshintergrund der Krautreporter zum Kartoffelreporter und auch Feministinnen bemängeln den geringen Anteil weiblicher Beteiligung. Aber das entspricht einer mittlerweilen schon fast klassischen Aufgabenverteilung.

Wir finden, Krautreporter sollten unterstützt werden. Man muss sich nicht mit jedem einzelnen Krautreporter identifizieren. Man muss nicht alle Beteiligten mögen. Aber man kann sich mit auf den Weg machen, neue Wege zu finden, wie Geschichten erzählt werden können, ausführlich recherchiert, unabhängig in Haltung und Anspruch und über ein Medium kommuniziert, das eigentlich noch genaus so jung ist wie die Krautreporter selbst.

Alle Infos zum Magazin Die Krautreporter, zum aktuellen Stand des Crowdfundings (läuft bis zum 9. Juli) und wie ihr Euer Geld dafür loswerden könnt oder jemandem ein Abo schenkt, findet ihr hier.

Hafti Haft….Haftbefehl

Das erste Mal, als ich Haftbefehl hörte, handelte es sich um ein Aggro TV Video. Damals war der gebürtige Offenbacher noch bei „Echte Musik“, dem Label von Jonesmann, gesignt. Prinzipiell finde ich die deutsche Raplandschaft bis auf wenige Ausnahmen eher minderwertig und anstrengend. Viele gute Beats, noch mehr schlechtes Rumgerappe. Haftbefehl stellte sich schon in diesem Video auf ein Podest, insofern er zwar offensichtlich Gangster-Rap auf Deutsch macht, jedoch kein McFit und Anabolika-Abo besitzt und tatsächlich das Wort „Schnittlauch“ in seine Lyrik einbrachte. Mit sowas kann man mich schon glücklich machen. Prollen kann jeder, prollen mit Humor eben nur die Wenigsten! (mehr…)

Tatort: Münchner Theater

Zwei Häuser an Stand und Rang entzweit deslängeren,
besonders während der Regentschaft des Dieter Dorn,
doch nun soll mit einem Male alles anders,
nichts mehr mit der alten Werk und Regeltreu sein,
und neue Wege gehen’s,
inszeniern’s sogar beim Anderen.
Wann gab’s das je?
Das ist das Residenztheater unter Martin Kusej,
das sind die Kammerspiele unter Johan Simons!
Zwei Häuser in einer Strasse,
beide gleich an Rand und Stand,
wie schön,
und endlich.

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Was ihr wollt
Amélie Niermeyer inszenierte Shakespeares „Was ihr wollt“ im Residenztheater so leicht, so lustig und so erfrischend anders, dass man regelrecht traurig ist, wenn der Vorhang fällt. Auch das Bühnenbild steht dieser hervorragenden Aufführung in keiner Weise nach. Toll!

Eurydice: Noir Desir
Bernhard Mikeska mixt die Tragödie von Orpheus und Eurydike mit dem sich vor zehn Jahren ereigneten Mord an Marie Trintigant. Einer nach dem Anderen wird man durch das Stück geschickt. Jeweils alleine treffen die Schauspieler mit ungeheurer Wucht auf den Zuschauer und unweigerlich wird man selbst zum Teil des Stücks. Ein  interessantes Experiment.

Gasoline Bill
Wer jemals in einem Stück von Rene Pollesch war, weiss was da auf einen zukommt. Auch bei “Gasoline Bill” verhält es sich ähnlich. Sätze im Schnellfeuer nur gebrochen von Wiederholungen fügen sich zu einem großen Ganzen. So muss Theater sein. Das macht Spass. Besonders hervorzuheben, wie immer, Sandra Hüller.

Orpheus steigt ab
Sebastian Nübling inszeniert das als “Mann in der Schlangenhaut” verfilmte Stück von Tennesee Williams in den Münchner Kammerspielen mit viel Gefühl und dem nötigen Tiefgang. Kein Kitsch, viel Williams und großer Beifall.

Roman Libbertz
 
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