Paul Auster: „Sunset Park“

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Paul Auster hat nach seinem Meisterwerk „Unsichtbar“ einen neuen Roman veröffentlicht. Grund genug, dass sich wie vor „Unsichtbar“ viele Kritiker, Marcel Reich-Ranicki lässt grüßen, wieder auf ihn stürzen. Natürlich war es nicht die höchste englische Aristokratie von Herrn Auster, dass er in Interviews betonte die Geschichte als metaphorischen Ausdruck für den amerikanische Wirtschaftlage verstanden wissen zu wollen und diese noch dazu in nur fünf Monaten aufgeschrieben habe, aber und hier kommt das große ABER: Auster macht das, was ihn seit „Stadt aus Glas“ zum großen Paul Auster macht. Er erzählt tausende Geschichten in einer und am Ende klappt man den Buchdeckel zu (wie immer) im Glauben direkt dabei gewesen zu sein, diesmal in jenem leerstehenden Haus mitten in Brooklyn.

Einige der besten Zeilen:

- Keine Pläne haben, soll heißen, nichts ersehenen und nichts erhoffen, mit seinem Los zufrieden sein, hinnehmen, was die Welt einem von einem Sonnenuntergang zum nächsten zuteilet.

- Er geht davon aus, dass die Zukunft hoffnungslos verloren ist, und wenn die Gegenwart alles ist, was jetzt zählt, dann muss es eine Gegenwart sein, die vom Geist der Vergangenheit durchdrungen ist.

- Sie will ihr Leben nicht abwürgen, bloß um ihr Leben zu überleben.

- Beide sind jetzt zweiundsechzig, und wenn sie auch bei guter Gesundheit sind, weder fett noch kahlköpfig noch reif für den Abdecker, so haben sie doch graues Haar und auch davon nicht mehr so viel wie früher, und beide sind an dem Punkt angelangt, wo Frauen unter dreißig, vielleicht sogar vierzig, nur noch durch sie hindurchsehen.

- Er nahm an, sie habe es vergessen. Vergessen ist keine Sünde – nur schlichtes menschliches Versagen.

- Beschädigte Seelen. Wandelnde Versehrte, die vor Publikum ihre Adern aufschneiden und bluten.

Auster bleibt sich selbst treu. Seine Kritiker leider auch. (Mal sehen was sie sagen, sollte er für „Unsichtbar“ am Ende noch vor Feuilleton-liebling Philip Roth den Nobelpreis bekommen.) „Sunset Park“ ist ein schöner, höchst atmosphärischer Auster-Roman.

Roman Libbertz

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