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Gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen

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So oder ähnlich könnte die Besprechung von „Wind“ lauten, wäre man verbittert, ein Kritiker und außerdem nicht willens, weiter als bis zum Beginn der retrospektiven Versuchsanordnung zu lesen, als die man dieses jüngst bei Heyne erschienenen gut 400 Seiten begreifen kann:

„Machen wir uns nichts vor: „Wind“, der achte Band aus Stephen Kings monumentaler „Der dunkle Turm“-Saga, ist überflüssig wie ein Kropf. Die Luft ist raus, die Geschichte von Revolvermann Rolands Schicksalsgemeinschaft, seines Ka-Tets, ist auserzählt und alles, was jetzt noch kommen könnte, ist nur noch ein Neuarrangement bereits bekannter Motive und Handlungsstränge. Es scheint, als wäre King nach über 4000 Seiten nun endlich die Begeisterung für seine Figuren und die Welt des Dunklen Turms ausgegangen.

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In „Wind“ zwingen die Umstände – ein Verderbnis bringender Sturm das Ka-Tet zur Untätigkeit – und seine Begleiter Roland dazu, sie mit Geschichten am Lagerfeuer zu unterhalten. Und wie wir wissen, ist der Revolvermann ein schweigsamer Zeitgenosse, einer, dem kein Wort zu viel über die Lippen kommt, besonders, wenn es um seine eigene Vergangenheit geht. Dabei gebe es so viel zu erzählen. Jetzt hielt King scheinbar die Zeit für gekommen, ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern. „Historisch“ angeordnet zwischen den Bänden „Glas“ und „Wolfsmond“, dem vierten und fünften also, füttert „Wind“ die treue Fangemeinde nun gut vierhundert Seiten mit ein paar Extrafakten über den Schlachtenlenker Roland und seine Jugend. Bevor die große Märchenstunde aber beginnen kann, kämpfen sich Roland, Jake, Eddie, Susannah und der Billy-Bumbler Oy noch durch einen kleinen Rest Mittwelt, um sich schließlich final in die Schutz bietende Behausung zu retten. Wie spannend das sein kann, ergibt sich im gesicherten Wissen um den unversehrten Fortbestand der Gemeinschaft und die bereits in aller Tiefe angelegten Figuren eigentlich von selbst. Kurz: Gähn, bitte einfach die Spitze noch etwas aufhübschen oder konsequent darauf verzichten, den Baum in der Breite anzufüttern. Stephen King, das war nichts.“ Hart genug war es, immer jahrelang auf die Folgebände des Zyklus zu warten, selbst wenn man sicher wusste, dass da was kommen musste. Und nun? War es das endgültig? King ist ein Meister des strukturellen grusels, er hält seine Leser im permanenten Würgegriff. In seinen Geschichten und nun auch noch außerhalb. „Wind“ ist natürlich nicht überflüssig, schon gar nicht uninspiriert. Roland erzählt verschachtelt zwei Geschichten – eine aus seiner Jugend und eine fiktive, die darin geschickt (strukturell fesselnd eben) eingewoben ist. Es geht um Roland als junger Revolvermann, kurz nachdem er seine Mutter erschossen hatte. Es geht um mordende Fellmänner, um den alltäglichen Furor, um Schwäche, Heldenmut, guten und bösen Zauber, den Balken, Wunder und Schrecken. Um alles also, was das Universum des Dunklen Turms so einzigartig macht. Welten fallen und werden neu erschaffen, Zeiten fließen ineinander, Technik wird menschlich und das Wundersame alltäglich. Vereinnahmend wie eh und je zieht Stephen King die Freunde seines Ka-Tets ohne Umwege in seine Welt, das Pathos und die grenzenlosen Möglichkeiten in einer dem Untergang geweihten Welt, umschmiegen den Leser wohlig. Denn hinter jeder umgeblätterten Seite kann sich schon die nächste Wendung, das nächste Rettung bringende Werkzeug verstecken und die Fiktion des Geschichtenerzählers innerhalb der Geschichte wird zur gern genommenen Realität. King ist ein Meister und „Wind“ – obgleich für das Werk eigentlich unbedeutend – reiht sich charmant in den Zyklus ein. Wenn Sie etwas anderes lesen, wissen Sie, wo es her kommt. Wie geht es jetzt weiter, Stephen King?

P.S.: Ich habe lange überlegt, was den „Dunkler Turm“-Zyklus so meisterhaft, so einzigartig macht. Nach „Wind“ weiß ich es, selbst, wenn der Band erzählerisch für den Fortgang der Geschichte unbedeutend ist: Es ist dieses nonchalante Einführen von wundersamen Geräten, Ideen und Figuren, die stets irgendwo auftauchen und irgendwie genau zur Problemstellung passen, ohne, dass man an Richtigkeit oder Redlichkeit dieser Technik zweifeln kann. Wie gesagt, King ist der Meister!

Till Erdenberger

Schwanensee für die Ewigkeit

Was wohl passiert, wenn eines der bedeutendsten Ballett-Ensembles unserer Zeit den beliebtesten Ballettklassiker aller Zeiten auf die Bühne bringt? Im Moment beantwortet das Russische Nationalballett diese Frage auf den Bühnen der Republik und tanzt mit Solisten des Bolschoi Balletts Tschaikowskys “Schwanensee”.

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Weltklasseesemble trifft auf den Klassiker schlecht hin: Mehr Fallhöhe ist im klassischen Bereich nicht zu konstruieren, entsprechend viele Fallstricke bieten sich an. Zu oft wurde der Stoff von Kompanien weltweit inszeniert, zu wenig Überraschendes kann man dem Material selbst mit den besten Tänzern der Welt noch einhauchen. Oder? Diese Produktion beweist das Gegenteil und schafft es, die klassische Schönheit der Musik, die zeitlose Erlebbarkeit des Stoffes und das fantastische Können des Ensembles zu einem gemeinsamen Moment zu vereinen. Dieses Stück Tanzkunst ist zu schön in seiner greifbaren, stets etwas zerbrechlichen aber dafür umso fesselnderer Eleganz, als dass man es in einer Reihe mit den zahllosen ebenfalls ansprechenden Inszenierungen des “Schwanensee” stellen könnte. Das Russische Nationalballett aus Moskau tanzt Tschaikowsky also ein weiteres Stück der Ewigkeit entgegen und dürfte nicht nur das Fachpublikum fesseln. Zu populär ist der Stoff, zu objektiv die Schönheit der Darbietung, als dass ausgerechnet hier eine Grenze zwischen den Welten des klassischen Fachs und der populäreren Tanzkunst verlaufen dürfte. Am 14.01. gastiert “Schwanensee” nun für eine Vorstellung im Tempodrom in Berlin. Eine einmalige Chance, diese nicht nur tänzerisch, sondern auch visuell überaus opulent ausgestattete Produktion zu erleben. In Zusammenarbeit mit dem Veranstaler Highlight Concerts verlosen wir 5×2 Tickets. Mitmachen kann, wer bis zum 30.12. eine Mail mit dem Betreff “Schwanensee” an verlosung@blank-magazin.de sendet. Wer nicht auf sein Glück vertrauen möchte, findet Plätze in allen Kategorien auch noch hier.

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Theo Boone ist wieder da.

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John Grisham ist für die leichten Jobs nicht zu haben: In einer Gesamtauflage von inzwischen rund 250 Millionen Exemplaren fesselt er weltweit mit penibel recherchierten Justiz- und Kriminalplots sein Publikum, schreibt Sach- und Drehbücher und ist nebenbei noch Baseballfunktionär. Kein Mann, der die dünnen Bretter bohrt. Sein aktuelles Projekt ist aber immer noch ungleich ambitionierter, als alles, was der Autor in der Vergangenheit angefasst hat: Er führt eine Generation von Kurznachrichtenlesern in die Welt des mehrhundertseitigen Justizthrillers ein.

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“Unter Verdacht” ist der dritte Teil der Reihe um Theo Boone, 13-jähriger Junganwalt aus dem Kleinstädtchen Strattenburg, die nicht nur junge Erwachsene, sondern vor allem die Leser im Alter des juvenilen Helden begeistern soll. Dabei macht es der Autor seinem neuen Publikum nicht zu leicht. Theo Boone ist kein einzelkämpfender Enid Blyton-Charakter, kein juristisch vorgebildeter Harry Potter und auch ansonsten kein Typ, den man sich als besten Kumpel zum gemeinsamen Durchdickunddünngehen wünschen würde. Nein, Theo ist immer etwas zu klug, er weiß immer etwas zu viel und neigt dazu, mit seinem Ehrgeiz zu überfordern. Dazu stammt er zu allem Überfluss noch aus gutem Hause (alter Justizadel) und ist damit seinen Altersgenossen per se nicht ganz geheuer. Dennoch ist er Sympathieträger, denn der scharfsinnige Ermittler ist auch hilfsbereiter Mitschüler und guter Freund. Ein Freund eben, dem man mit ein wenig Abstand gerne dabei zuschaut, was er macht und wie er es macht. In “Unter Verdacht” ganze 320 Seiten lang. Denn so lange braucht der Junganwalt in eigener Sache, sich selbst von Vorwürfen reinzuwaschen: Nach dem Einbruch in einem Computerladen wird die Beute in Theos Spind gefunden. Eine Verschwörung, ganz offensichtlich. Man möchte ihm schaden. Nur wer? Und wieso? Die Suche nach Antworten führt Theo Boone auf die Spur eines skrupellosen Widersachers, der sich für kein Mittel zu schade ist, seinem Gegner zu schaden. Aber warum? Die Motive dafür liegen in einer gemeinsamen Vergangenheit ohne gemeinsame Zukunft, wie Theo bald heraus findet. Mit mehr Aktion, mehr unmittelbarer Auseinandersetzung mit einem bedrohlich über dem 13-Jährigen liegenden Schatten aus Gefahr und Verrat ist “Unter Verdacht” der bisher fesselndste Teil der Reihe.  Grishams Sprache, dieser bestechend klare und nüchterne Stil, die emotionale Sachlichkeit, setzt sich in dieser neuen, jüngeren Welt ohne anzugtragende Paragraphenreiter fort. “Theo Boone” ist eine Jugendbuchreihe auch für Erwachsene, die in der Tradition der großen Vorbilder steht: Es geht um knifflige Fälle, um überraschende Wendungen, auch um Freundschaft und die großen Werte. Nur eben nicht in einer Welt voller Ferien, Übernachten im Freien und rettende Zauberkunst. Zumindest keiner überirdischen. “Theo Boone” ist ein meisterhafter Versuch, die Abenteuer der Jugend mit der Sprache der Erwachsenen zu beschreiben, ohne dabei irgendjemanden zwischen den Zeilen zu verlieren.

Till Erdenberger

 

John Grisham – Theo Boone unter Verdacht
Heyne, 320 Seiten

Nachspielzeit ist angepfiffen

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Theo Zwanziger, Philip Lahm, Ulli Borowka, Ansgar Brinkmann, Robert Enke und und und. Die Zahl der Großen des Fußballs, die in den vergangenen Jahren teils vielbeachtete (Auto-)Biographien vorgelegt haben, wächst scheinbar mit jedem Monat. “Nachspielzeit”, eine ganz besondere Fußballerbiographie, stammt nun aber von einem, der nur kurz an den großen Fleischtöpfen des Millionengeschäfts schnuppern durfte, der nur wenige Minuten in dem Rampenlicht stehen durfte, in dem die schon genannten scheinbar ihr halbes Leben verbrachten. Timo Heinze wechselte mit zwölf Jahren in die Jugend des großen FC Bayern, durchlief verschiedene Jugendnationalmannschaften und war später Kapitän der zweiten Mannschaft des Rekordmeisters.

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Der Weg in den Profibereich, in den Fokus von Millionen und in die Reichweite der Millionen, schien vorgezeichnet. Aber dann: Verletzungen, fehlendes Selbstvertrauen und daraus resultierend eine bleierne Schwere, die direkt in eine Abwärtsspirale führte. Mit nur 24 Jahren beendete Timo Heinze seine Karriere, während einstige Mannschaftskameraden wie Thomas Müller einfach durchstarteten und da landeten, wo Heinze eigentlich sich sah. Wie schwer, wie bitter diese Situation ist, das lässt der einstige Hoffnungsträger natürlich durch scheinen und präsentiert damit einen ganz neuen Erkenntnisgewinn für alle Freunde von Sportlerbiographien. Denn während die Superstars, die es geschafft haben, das Scheitern immer nur als Möglichkeit andeuten und die Zurückgelassenen bedauern, gibt es hier Erkenntnisse aus erster Hand. Heinze berichtet über den Neid seiner einstigen Weggefährten in der Jugend, von Entbehrungen, die es gilt zu ertragen auf dem Weg nach oben und er erzählt davon, wie dieser Weg eben an der entscheidenden Stelle die falsche Abzweigung nimmt. Und es schnürt einem selbst die Beine zusammen, wenn der Fußballer beschreibt, wie der Abwärtssog aus Verletzung, übergroßer Motivation und fehlendem Selbstvertrauen einsetzt und das Ende immer näher rückt. Dabei geht es hier “nur” um das Ende einer noch nicht gestarteten Karriere und es ist sehr wohltuend, dass Heinze darauf verzichtet, allzu grundsätzliche moralische Exkurse zu unternehmen. Es geht nicht um leben und Tod, nur um Fußball. Aber es ist natürlich auch mehr, denn während manch ehemaliger Kollege nach zwei Jahren Bundesliga für den Rest seiner Tage keine Sorgen mehr hat, geht der ehemalige Juniorennationalspieler nun wieder studieren. Und Heinze ist sich nicht zu fein, genau diesen Gedanken auch zu thematisieren. Er beschreibt sein Leben und Scheitern als Fußballer, gewährt intime Einblicke in Kabine und Innenleben und schneidet sie mit Bildern und Erzählungen aus seinem “wahren” Leben gegen. Die Geschichte von einem, der es nicht geschafft hat ist so um ein Vielfaches gewinnbringender als die nächste Lahm-Geschichte mit kalkuliertem Eklat und stromlinienförmigem Möchtegernrundumschlag. Fußball ist ein Spiel von wenigen Millionären und vielen Timo Heinzes.

Till Erdenberger

Timo Heinze: “Nachspielzeit”
Rowohlt, 236 Seiten

All You Need is Love Is All I Got

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Wenn Drum&Bass-Produzent John Goorch mit seinem FEED ME-Projekt und die anglo-spanischen Electronic-Artists Crystal Fighters für einen Track die Karten gemeinsam auf den Tisch werfen und gut durchmischen, dann kann etwas Spannendes entstehen. Kann, muss aber nicht. Wenn es aber glückt, wenn man sich nicht in Egoismen verzetellt, dann kommt etwas Gutes bei raus. Wie hier. Freunde der elektronischen Unterhaltung: FEED ME feat. CRYSTAL FIGHTERS – LOVE IS ALL I GOT.

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Okay, die meisten von euch, die ihre Wochenenden nicht ausschließlich auf dem heimischen Sofa verbringen, dürften den Track eh schon in Kopf und Beinen haben. Für alle anderen gibt es noch einmal Anschauungsmaterial. Erschienen ist diese Zusammenarbeit übrigens auf Deadmau5s very own label Mau5Trap.

Am 07.12. spielen FEED ME um kurz vor Mitternacht ein sicherlich ebenso eingängiges und selbst für die Hüftsteifesten absolut tanzbares DJ-Set in Berlin. Location: Bi Nuu, am S-Bahnhof Schlesisches Tor.

 

Die neue BLANK-Ausgabe ist online!

Das neue BLANK ist da! Mit Boris Guschlbauer bester Reisestrecke, einem kleinen Einblick in the long and fabulous life of Tommy Dollar und Festum auf dem Cover. Mit den wichtigsten Bärten der Musikgeschichte, einem langem Interview mit Wladimir Kaminer, Antoine Monot Jr., Steve McQueen, Tilmann Rammstedt, einer wunderschönen Fashion-Modestrecke von Jennifer Endom, tollen Verlosungen und vieles mehr auf 112 Seiten. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen. HIER gehts zum Heft.

 

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Viel versprochen, mehr gehalten.

„Glühende Emotion“, „spektakuläre Dynamik“ und „einige der weltweit talentiertesten Tänzer“ versprechen die Macher von „Ballet Revolución“ in der Ankündigung des Tanzspektakels, das noch bis zum 02.12. im Berliner Admiralspalast gastiert. Und wo andere Produktionen ob solch markiger Worte nur ein müdes Gähnen ernten, um dann anschließend an den geschürten Erwartungen zu scheitern, entfesselt das Ensemble einschließlich der formidablen Band in den rund zwei Stunden Performance tatsächlich Begeisterungsstürme und offenes Staunen beim Premierenpublikum.

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Der Stilmix aus klassischem Ballet, Streetdance und purer Athletik, getanzt auf die Hits zumeist südamerikanischer Künstler unserer Tage wie Ricky Martin, Shakira oder Jennifer Lopez, schlägt erfolgreich die Brücke von der „reinen Lehre“ im strengen Gewand hin zu dem, wofür der Tanz an sich eigentlich steht: Ausdruck von Lebensfreude, Emotion schlägt Konvention, die Kunst der klaren Form im ungebändigten Drang, sich auszuleben. Die Tänzer, rekrutiert aus der legendären staatlichen Tanzhochschule Kubas und den angesehensten Compagnien des Landes, tanzen und spielen scheinbar sich selbst, mal bärtig, mal langhaarig und widersetzen sich so scheinbar mühelos der ständigen Domestizierung im klassischen Fach. Ausnahmekönner werden hier auf modernen Stoff in moderner Inszenierung losgelassen und können so all das zeigen, was das Ballet einzigartig macht. Wenn in mancher Szene beinahe das gesamte Ensemble in die Choreographie eingebunden ist, scheint die Bühne des Admiralspalast kurz vor dem Bersten zu stehen – und das nicht alleine ob der puren Masse an Mensch. Mehr Emotion, mehr Leidenschaft, mehr Dynamik und mehr Unterhaltung zwischen klassischer Tanzkunst und modernem Entertainment wird man in diesem Winter in Berlin nicht mehr geboten bekommen. Tickets für die restlichen Vorstellungen des „Ballet Revolución“ in Berlin gibt es noch im Vorverkauf.

(Foto: Bernd Uhlig)

 

 

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This is still the life

Es kann ein Fluch sein, bereits mit seinem ersten Album durch die Decke zu gehen und mit drei Singlehits europaweit richtig abzuräumen. So ist es der damals 20-jährigen Schottin Amy MacDonald mit ihrem Debüt “This Is The Life” passiert. Das Album hielt sich 100 Wochen in den Top100, die gleichnamige Single noch 56 Wochen. Dem durch den gigantischen Erfolg gestiegenen Druck setzt die junge Frau in der Folge das einzig wirksame Mittel entgegen, um nicht in der Welle der Konkurrentinnen und Trittbrettfahrer unterzugehen: Sie schreibt und produziert einfach weiter herausragende Musik.

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Die beiden folgenden Alben “A Curious Thing” und das aktuelle Werk “Life In A Beautiful Light” gehen aus dem Stand auf Platz 1 in Deutschland auf auf 2 in Großbritannien. Die inzwischen erwachsene junge Frau mit dem außergewöhnlichen Akzent und der außergewöhnlichen Stimme mixt auch weiterhin Folk-Elemente mit dem typischen Indie-Pop, wie er nur von der Insel kommen kann und erzählt unverdrossen davon, wie es ist, als intelligente Künstlerin durchs Leben zu gehen. Und nun kann MacDonald ihrem Tagebuch ein neues Kapitel hinzufügen: Ab dem kommenden Freitag ist die Schottin für nur fünf Shows in Deutschland unterwegs und hat natürlich alle ihre zahlreichen Hits im Gepäck. Es wartet auf alle Besucher: Ein wunderbarer Abend im Zeichen des Indiefolk, spannende Momente links und rechts der immer wieder gespielten Hits und die Gewissheit, für knapp zwei Stunden zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Der Auftakt im Kölner Palladium ist bereits ausverkauft, für die vier weiteren Konzerte gibt es noch Tickets.

09.02. – Köln, Palladium (ausverkauft)
12.02. – Berlin, Tempodrom
13.02. – Offenbach, Stadthalle
14.02. – Leipzig, Haus Auensee
16.02. – München, Zenith

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Bis zu den Knöcheln im Eiswasser

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ANKERHERZ, der Verlag mit den starken Werten, den wahren Helden und den außergewöhnlichen Geschichten hat es wieder getan: Ein ganz außergewöhnliches Buch vorgestellt, das den Leser direkt in sich hinein zieht, wie ein Wellental den eben noch auf dem Kamm tanzenden Trawler. “Northwestern” erzählt die Geschichte von Sig Hansen und seiner Familie, einer norwegischen Fischerdynastie an der Westküste der USA. Es handelt vom harten Leben auf der offenen See, von Freundschaft, Brüderlichkeit, Loyalität, Freude und Verlust.

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Regisseure machen aus diesen Zutaten gleich drei schmierige Kitschblockbuster. Mark Sundeen, der Reporter des New York Times Magazine, der die Geschichte der Hansens aufgeschrieben hat, verdichtet alles auf ca. 230 Seiten und schafft damit viel mehr, als es Hollywood je zu leisten im Stande wäre: Man malt seine eigenen Bilder zu den eindringlichen Schilderungen in Seefahrerprosa, der Puls schlägt im Takt der Dieselmotoren und es fühlt sich an, als stünde man beim Lesen knöcheltief im eiskalten Wasser der Beringsee, nur aus Loyalität den Protagonisten gegenüber. Was hängen bleibt, nach der Lektüre dieser liebevoll erzählten Ode an die See, den Zusammenhalt und den allgegenwärtigen Gefahren der Fischerei in lebensfeindlicher Umwelt: Wofür Österreicher 40 Kilometer in die Luft gehen müssen, erlebt man auf offener See jeden Tag aufs neue umsonst. Kaum zu kalkulierende Naturgewalten, die tödliche Gefahr, die auch kleinste Fehler im Zusammenspiel aus Mensch und Ausrüstung heraufbeschwören und am Ende des Tages die Faszination, den Gewalten getrotzt und dem wilden Leben einen weiteren tag abgetrotzt zu haben. “Northwestern” ist so spannend, wie die Krabbenjagd in den nördlichsten Gefilden, so herzerwärmend, wie es nur die Geschichten von Freundschaft unter Männern sein können und so fesselnd, wie die Leine eines losgerissenen
Fangkorbes bei Windstärke 13, der sich in Windeseile um deine Knöchel geschlungen hat, um dich herab zu ziehen in die tosende See. Genau in diesen Momenten ist man nämlich froh, Männer wie Sig Hansen bei sich zu haben. Und sei es auch nur 230 Seiten lang. Zum Glück ist “Northwestern” wie alle Bücher des Verlages etwas zum daran festhalten. Schwer in der Aufmachung, griffig und liebevoll. Ankerherz macht Bücher, denen man sich gerne anvertraut. Zumindest tagelang. Um sich ihnen wochenlang auszuliefern, dafür sind sie leider viel zu kurz.

Till Erdenberger

Eins plus eins gibt mehr

Okay, es sieht aus wie die White Stripes – nur andersrum: Me And My Drummer sind Charlotte Brandi (Gesang, Keyboard und Piano) und Matze Pröllochs (Schlagzeug). Aber genau die diese andere Zweier-Formation sind die beiden BerlinerInnen (übrigens produziert von Tobias Siebert (Klez.e, Juli, Herrenmagazin)) viel mehr als die Summe der spärlichen Instrumentierung. Singer/Songwriter-Romantik trifft auf Indiepop trifft auf geschmackvoll gesetzte Synthiepassagen. Musik zum Träumen, Musik zum Drübernachdenken. Wie spannend das ist, davon kann man sich im November auf den heimischen Bühnen überzeugen.

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10.11.2012 – DE – Erfurt, Franz Mehlhose
12.11.2012 – DE – Potsdam, Waschhaus
13.11.2012 – DE – Bremen, Lagerhaus
30.11.2012 – AT – Salzburg, Arge / Roter Salon
01.12.2012 – DE – München, ON3 Festival
04.12.2012 – DE – Stuttgart, Schocken — new date
05.12.2012 – DE – Dresden, Beatpol — new date

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