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Telekom Street Gigs mit
Billy Talent in Leipzig

Ihr habt es in unserem aktuellen E-Paper bestimmt gelesen: Die Telekom Street Gigs sind selbst für die ganz Großen und Weitgereisten wie Linkin Park etwas besonderes. Und das nächste Event aus der Reihe steht schon wieder in den Startlöchern. Am 29.08. werden die Alternative-Veteranen BILLY TALENT in Leipzig das kleine Gasometer wieder ordentlich unter Druck setzen und die traditionsreiche Industriekulisse in eine postapokalyptische Punklandschaft unter offenem Stahlnetzhimmel verwandeln.

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Mit im Gepäck: Bewährte Klassiker und noch unveröffentlichte Perlen des im September erscheinenden neuen Albums. Tickets gibt es nicht zu kaufen, sondern nur unter www.telekom-streetgigs.de zu gewinnen. Wir haben auch keine Tickets, dafür ein funkelnagelneues HTC Desire C (inkl. HTC In-ears) für euch. Das Teil hält mit seiner leistungsstarken 5 MP-Kamera selbst dem Druck eines Billy Talent-Gigs stand, passt kompakt in jede Hosentasche und dank Beats Audio habt ihr auch außerhalb der Konzerte immer den spektakulärsten Sound von allen am Start, versprochen. Wenn ihr euch das Schätzchen sichern wollt, schreibt bist zum 28.08. eine Mail mit dem Betreff “Billy Talent/ Telekom” an verlosung[at]blank-magazin.de.

TelekomStreetGigsBillyTalent

Generation Short Cut

Vergleiche mit Bodi Bill? Keine Ahnung, sie seien doch gar so clublastig. Morrissey? Neulich erst entdeckt, aber toller Typ. Kleidung? Null Referenzen, der Stil-Clash ist einfach so passiert. Druck? Ach, nö. Abitur? Gerade erledigt, aber jetzt erst mal Musik. Interview: angenehm, aber zwecklos. Fabian Altstötter, Philipp Hülsenbeck und Marc Übel tarnen sich mit kryptischen Pseudonymen und haben als Deaf Sty, Gora Sou und $P-Money$ „eine der besten Platten des Jahres aufgenommen“ (Davide Bortot in der Spex).

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Auf Sizarrs Debüt „Psycho Boy Happy“, das im September auf Four Music erscheint, wird einem die musikalische Sozialisation der digitalen Generation in voller Bandbreite so easy vor Ohren geführt als sei es ein kleiner short cut: Eklektische Ekstase und prätentiöse Produktion (von Markus Ganter) wird im weitesten Sinne zu Pop mit großem Gespür für Beats und Zärtlichkeit. Randnotiz: Das nächste große Ding kommt übrigens aus einer kleinen Stadt namens Landau. Und, wie geht‘s jetzt weiter nach Vorschuss und Lorbeeren – etwa wieder einmal Titelgeschichte und zurück? Es wäre zu traurig, um wahr zu sein.

Jan Schimmang

Clip: ” target=”_blank”>„Boarding Time“

Fotograf: sarahsteffen.com
auf dem Foto: (v.l.) Fabian Altstötter, Philipp Hülsenbeck und Marc Übel aka Sizarr

sizarr

Rock im Stadtpark –
Das immerjunge Festival

Was vor 6 Jahren mit wenigen 100 Fans und ein paar kleinen Bands begann ist heute aus dem Festivalkalender der Republik nicht mehr wegzudenken: Rock im Stadtpark in Magdeburg lockt inzwischen nicht nur Jahr für Jahr tausende von Bands an, sondern versammelt auch immer wieder nationale und internationale Größen der härteren Musik in seinem Line-Up. 2012 folgten so unter anderem The BossHoss, Jennifer Rostock, Gentleman, Marteria und Royal Republic der Einladung von Veranstalterin Janin Niele. Und die ist das, was „Rock im Stadtpark“ endgültig einzigartig macht.

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Denn wenn am ersten August-Wochenende (3.–5.) drei Tage lang Bands auf zwei Bühnen den altehrwürdigen Stadtpark zum Kochen und mehrere tausend Besucher zum Springen bringen, blickt die junge Frau hoffentlich am zufriedensten auf „ihr“ Festival ohne auch nur eine Band vollständig gesehen zu haben. Und die Anführungszeichen könnte man eigentlich getrost weglassen. Denn das Festival ist seit der Erstauflage im Jahr 2007 das Lebenswerk der jungen Frau, die ihre ersten Konzerte bereits mit 15 Jahren veranstaltete. Des Hinterherreisens müde, beschloss sie pragmatisch, die Bands einfach nach Magdeburg zu holen. Und was klein anfing ist inzwischen ein Vollzeitprojekt geworden, das jährlich weit über 100.000 Euro an Kosten verursacht. Heute ist Janin 21 und Geschäftsführerin einer GmbH, die sich um die Abwicklung von „Rock im Stadtpark“ kümmert. Heute ist damit natürlich vieles deutlich einfacher als früher: „Früher wie heute gibt es Gebietsschutz und exklusive Auftritte, wodurch es bei namenhaften Bands nicht ganz einfach ist diese auch zu bekommen. Da ich mit vielen Agenturen über die Jahre gut zusammenarbeite ist das Vertrauen da.

Veranstaltet man über Jahre Newcomerbands der Agenturen, bekommt man auch die Headliner. Viele Leute haben gesehen wie es sich entwickelt hat und aller Anfang ist schwer. Wer mit uns den Weg gegangen ist, verzeiht auch Fehler, denn wo gehobelt wird, da fallen Späne.“ Die Schattenseiten des Erfolgs sprechen aber auch eine deutliche Sprache, wie die junge Selfmade-Festivalmacherin erzählt: „Als ich älter wurde, kamen bei einigen Männern, darunter auch Geschäftspartner, Hintergedanken auf. Da Frau hier fast allein in einer Männerdomäne kämpft, ist es nicht immer einfach. Manchmal hilft ein kurzer Rock und ein nettes Lächeln, oft provoziert man damit aber auch Penetranz. Was ich jetzt immer mehr merke ist der Neid, vorne rum lächeln einen alle an, hintenrum Rufmord ohne Ende. Nimmt man Angebote an, hat man die besten Freunde, lehnt man diese ab, kann es zur Hölle auf Erden werden.“ Umso wichtiger ist ein funktionierendes Team um die Frontfrau herum. Denn große Aufmerksamkeit weckt auch Begehrlichkeiten von Seiten, die nicht unbedingt zum Tagesgeschäft rund um das Veranstalten eines dreitägigen Festivals gibt. „Man braucht ein starkes Umfeld mit echten Freunden, die dir selbst zeigen, wie wichtig du bist, denn abgesehen von Kritik bekommt man als Veranstalter kaum was ab. Es kommt keiner zu dir und sagt “Danke, dass du das für uns gemacht hast”. Es gibt also immer wieder Momente, in denen man denkt, dass diesmal möglicherweise das letzte Mal war.

Es gibt auch echte Konflikte, welche durch die Medien gehen, wofür man ein starkes Fell braucht. Ich habe letztes Jahr bei Facebook “Alles ist doof” gepostet und am nächsten Tag stand in zwölf verschiedenen Zeitungen, dass das Festival umzieht und der MDR kreuzte vor meiner Haustür auf. Hinzu kommt, dass man dann allen Frage und Antwort stehen muss, es immer Besserwisser gibt, die im Internet eine Kalkulation erstellen, obwohl sie keine Ahnung haben, alles schon da gewesen.“ Dass dafür Janins Kalkulation auch 2012 aufgehen wird, sorgt gerade auch der Wettergott. Sympathische Festivaltemperaturen im mittleren Zwanzigerbereich werden wohl noch einige Kurzentschlossene in die Hauptsadt Sachsen-Anhalts locken. Das Team um Deutschlands jüngste Festivalmacherin hat seine Hausaufgaben ja bereits erledigt und ein abwechslungsreiches, hochkarätiges Line-Up zusammen gezimmert. Wünsche werden hier musikalisch kaum offen bleiben und wer außer tollem Wetter, großartigen Bands und einer einzigartigen Veranstalterin noch weitere Gründe braucht, warum er ab Freitag im Stadtpark aufschlagen sollte, bekommt sie von der Chefin persönlich geliefert: „Das stärkste Merkmal von Rock im Stadtpark ist die Sympathie. Das Festival wird von keiner großen Veranstaltungsagentur gemacht, sondern von ein paar Jugendlichen, das ist es auch was es greifbar macht. Die Leute haben ständig einen Ansprechpartner vor Augen, können über Mails oder Facebook direkt mit uns kommunizieren. Außerdem ist es das einzige Festival weit und breit, das mitten in der Stadt liegt: 10 Minuten Fußweg und man steht in der Innenstadt, die Atmosphäre ist traumhaft schön. Für junge Festivalbesucher kommt der attrkative Preis dazu. Die Preise liegen zwischen 25–45€ für das komplette Wochenende.“ Tickets sind noch im Vorverkauf auf www.rock-im-stadtpark.de zu haben.

Und welche Träume möchte sich Janin noch mit ihrem Festival erfüllen? „Ich möchte auf meiner Bühne unbedingt noch Die Ärzte, Die Toten Hosen und Clueso sehen“. „Sehen“ dann wohl eher im Sinne von „Hören“. Aus dem Produktionsbüro. Zu viel zu tun.

Schickt uns bis Dienstag, 31.7., eine Mail mit dem Betreff “Rock im Stadtpark” an verlosung[at]blank-magazin.de und wir schenken vielleicht genau Dir zwei Tickets fürs Festival.

rockstadtpark2012

Es wird wieder urig

Auf, zum nächsten Halali: Es gibt endlich wieder allerbeste Kneipenunterhaltung im Zeichen des Hirschs! Die Jägermeister Wirtshaus Tour macht im Juni im Süden der Republik Station.

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Im Frankfurter Yachtklub legt der Kneipenkahn am 14.06. ab , im Calwer Eck in Stuttgart trifft am 15.06. Jugendstil auf Jugend-Stil und zum Abschluss freut sich am 16.06. der Augustiner Keller in München auf euch. Klar, Locations, denen man jetzt nicht unbedingt auf den ersten Blick die Erfüllung der Sehnsüchte einer feierwütigen Partygesellschaft zutrauen würde. Aber das ist doch genau die Idee der Jägermeister Wirtshaus Tour, also habt Vertrauen in Konzept und Booking und surft schnell auf www.das-wirtshaus.de, um euch einen der exklusiven Plätze auf der Gästeliste zu sichern. Hurtig, hurtig. Erledigt? Ja? Dann können wir uns jetzt die Details auf der Zunge zergehen lassen. Denn das Lineup kann sich mal wieder sehen lassen und versammelt so ziemlich etwas für jeden, der „Beat“ nicht mit „ie“ schreibt.

Zedd, Tua und I Heart Sharks sind der Soundtrack für eure Kneipensportnächte in gewohnt urig-kultiger Umgebung. Laute Gitarren, schwebende Synthies und fette Beats sind garantiert, wenn sich dieses Trio um euer audio-visuelles Wohlergehen kümmert. Und den Rest übernimmt eh Jägermeister… Wir haben nun die Freude, euch nicht nur den Mund wässrig zu machen, sondern auch die Chance, einem von euch was auf die Ohren zu geben, selbst wenn ihm der Sprung auf die Gästeliste nicht gelingen sollte. Denn wir verlosen ein Paar Sennheiser Kopfhörer im Wert von rund 50 Euro.

Was also tun? Erstmal auf www.das-wirtshaus.de anmelden und uns dann eine Mail mit deiner Adresse und dem Betreff “Jägermeister” an verlosung[at]blank-magazin.deschicken. Einsendeschluck äh -schluss ist der 14.06..

wirtshaustour

Essenzielles ohne Verfallsdatum

abba

Das war ein Schlag ins Wasser… Der Einstieg zu diesem Review sollte eigentlich aus einer Aufzählung längst vergessener Nummer 1-Interpreten des Jahres 1976 bestehen, dem Jahr, in dem ABBA ihre ersten Singles an der Spitze der deutschen Charts platzieren konnten. Aber neben “Fernando”, “Money, Money, Money” und “Dancing Queen” standen da immerhin noch “Moviestar” von Harpo oder Boney M.s “Daddy Cool”. Zugegeben, alles ebenfalls unsterbliche Hits.

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Ein Blick auf die Albencharts verschafft auch keine Lösung: Neben zahlreichen Hitkompilationen trafen Otto und Neil Diamond den Geschmack der Deutschen am konstantesten. Deshalb anders: 2012 kommt, zum 40. Geburtstag der Gruppe, ein Doppel-Best-Of-Album mit 39 Songs (beinahe alle im allerengsten Sinne Hits – sowohl kommerziell als auch künstlerisch) raus. Welcher der bereits genannten Musiker und Bands wurde so geehrt? Klar, kann nur ABBA sein, denn keine andere Band konnte in so kurzer Zeit so viele Hits produzieren, die mehr als einer Generation im kollektiven Gedächtnis verhaftet blieben, wie die vier Schweden. 370 millionenfach verkauften sich die lediglich sieben Studioalben, die ABBA in nur acht Jahren veröffentlichten. Zahlen, die heute undenkbar sind. Und das nicht nur wegen des im Zusammenbruch befindlichen Marktes, sondern auch, weil Ausnahmemusiker, wie die beiden Komponisten Benny und Björn nicht alle Jahre ihr Talent in einfache, aber doch nie flache Melodien und Lieder gießen können. Natürlich, über Sinn und Unsinn einer Best-Of-Zusammenstellung lässt sich immer trefflich streiten, gerade weil die meisten der so “Geehrten” in aller Regel kaum 15 Stücke zusammen bekommen, die den Test der Zeit vorbehaltlos überstanden haben.

Im Falle von “Abba – The Essential Collection” ist solcherlei schlicht ungehörig, denn diese 39 Stücke umfassende Compilation ist nicht nur für die “Generation Download” so etwas wie der Türsteher zum Club der Eingeweihten: An dieser Zusammenstellung kommt man einfach nicht vorbei, wenn es um den Eintritt in die zeitlose popmusikalische Hochkultur geht. Aber Vorsicht: Achtet auf die Zwischentöne, denn die ABBA-Kompositionen sind alles andere als einfache Kost, wenn man sich die Mühe macht, auf die Zwischentöne zu hören.

Till Wilhelm

What the hell …

“Linkin spielen im Park – und wir am Ring” singen ein paar Altpunks aus Düsseldorf auf ihrer neuen Platte und liegen damit nur halb richtig. Denn LINKIN PARK rocken nach dem Doppelschlag in Ring und Park vor allem am 5.6. bei den Telekom Street Gigs in Berlin.

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Und das ist wahrscheinlich nicht nur für die Amis das eigentliche Konzerthighlight des Jahres, sondern auch für die Riege der glücklichen Gewinner, die an diesem Abend im altehrwürdigen Admiralspalast dabei sein dürfen. Eine handvoll Fans, sicherlich die eine oder andere Vorabvorstellung des brandneuen Materials (das Album “Living Things” kommt erst am 22. Juni) und die allgegenwärtige Atmosphäre des Exklusiven: Telekom Street Gigs at its best! Wie immer muss keiner vor den Vorverkaufsstellen campieren, um sich eines der ultrawenigen Tickets zu sichern, sondern ihr könnt euch alle locker machen und auf euer Glück vertrauen. Wie immer bei den Telekom Street Gigs kann nur dabei sein, wer sich auf www.telekom-streetgigs.de registriert und beim Ticketgewinnspiel mitmacht. Wir können euch da diesmal leider nicht mithelfen, machen aber für einen von euch den Mokka rund, wie man bei uns in Berlin sagt. Und zwar mit einem LINKIN PARK-Fanpaket, bestehend aus signiertem neuen Album, einem signierten Street Gigs-Plakat und einem LINKIN PARK-Shirt. Und vielleicht hat der glückliche Gewinner ja auch bei der Telekom Fortuna auf seiner Seite. So: What the hell are you waiting for?

Schnell bis zum 31.05. eine Mail mit dem Betreff “Telekom Street Gigs” an verlosung[at]blank-magazin.de und vielleicht, vielleicht…

LinkinPark

Casper, alter Botaniker!

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Ihr wart da. Casper war da. Und wir waren da. Gab es je einen Telekom Street Gig mit besseren Voraussetzungen? Selten, selten… Dem Künstler war´s ein „Inneres Blumenpflücken“ und wir fanden es auch grandios. Der Mann mit den neuen Standards eben. Wie fandet ihr es kürzlich in Stuttgart? Schaut ihm und euch einfach nochmal bei von unserer Fotografin Svenja Eckert eingefangenen Augenblicken des Blumenpflückens zu!

Alles in allem kein Deutschrock

eschenbach

“Alles in Allem” heißt das zweite Werk von ESCHENBACH. Und es ist verdammt stark geworden. Die Band, zwar jung an Jahren aber gespickt mit erfahrenen Menschen und Musikern, wird von Kritik und Kritikern 2012 in eine Szene gestoßen, in die sie eigentlich nicht rein gehört.

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Zu tief steht die Sonne der Kultur derzeit im Genre “Deutschrock”, als dass man Künstler mit dem Willen zu Originalität und EIgenständigkeit dorthin verorten dürfte, um sie dann auch noch hinterher mit Plagiatsvorwürfen zu schlagen, nur, weil sich mit Stephan Weidner so etwas wie der (ungewollte) Erfinder der Szene der Band als Mentor und Produzent angenommen hat. Dabei sind die Unterschiede auf “Alles in Allem” gegenüber den “Mitbewerbern” doch so offenkundig. Denn musikalisch finden ESCHENBACH 2012 deutlich öfter den richtigen Ton, das richtige Arrangement und die richtige Idee als noch auf ihrem Debüt, das deutlich stärker von Weidner beeinflusst schien. Zu locker laufen Songs wie “Teufel im Detail”, “Geist gegen Sucht” oder “Hassliebe” von der Platte, als dass man dahinter eine Konstruktion erwarten dürfte. nein, hier geht alles angenehm entspannt ins Ohr, dazu ist die thematische Bandbreite so groß, dass es – man möge es nachsehen und die entsprechenden Stellen selbst identifizieren – textlich sogar zum einen oder anderen Totalausfall kommt. Nun gut, es verkompliziert die Sache eben, wenn man nicht zum Branchen-Bullshit-Bingo-Generator greift, der dieser Tage offensichtlich allerhand übliche Phrasen und Reime rund um völkischen Pathos, Saufen und Selbstgerechtigkeit ausspuckt. “Alles in Allem” ist also alles, nur kein “Deutschrock”, denn der konstituiert sich derzeit mehr noch aus der Ästhetik, den Inhalten, der traurigen Entwicklung hin zum intellektuellen Vakuum, das von diffusen Machismo-Phantasien gefüllt wird. Dinge, von denen ESCHENBACH weit entfernt sind. ESCHENBACH spielen also deutschsprachigen Rock.

Wer Parallelen zum Werk des Produzenten (ob solo oder mit Familienanschluss) finden möchte, wird sie natürlich finden. Zu groß ist die Hitdichte auf “Alles in Allem”, als dass man daran vorbei käme, die qualitative Nähe zum alles überstrahlenden Fixstern im Deutschrock-Universum zu übersehen. ESCHENBACH sind 2012 kein Projekt, kein nicht zuende gedachter Gedanke mehr, und schon gar kein Onkelz-Klon unter den vielen Reagenzglas-Produktionen, die derzeit um die natürliche Erbfolge streiten. Denn während die anderen noch um die Fortführung einer Blutlinie bemühen, die bereits Juni 2005 im Staub der Lausitz versickert ist, verlassen sich ESCHENBACH lieber auf sich selbst. Und das macht Spaß und ist so angenehm unverkrampft, dass sie ihr eigenes Original sind. Und das ist allemal besser als jede Kopie.

Till Wilhelm

Javier Marias: “Die sterblich Verliebte”

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Unbestreitbar ist der 1951 in Madrid geborene Schriftsteller, wie glühender Anhänger von „Real Madrid“, Javier Marias einer der besten seiner Zunft. In seinem nunmehr dreizehnten Roman „Les enamoamientos“ (wörtlich übersetzt wäre das in etwa mit Quetschungen) beschäftigt er sich mit dem Tod, unterschiedlichen Moralentwürfen und der Verliebtheit. Mit den Augen einer Verlagskauffrau beobachten wir die innige Vertrautheit eines Paars. Als der fünfzigjährige Mann jedoch einige Zeit später auf höchst unglückliche Weise brutal erstochen wird, beginnt eine philosophisch, literarische Kriminalgeschichte.

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Einige der besten Zeilen:

- Wer verlassen wurde, kann von einer Rückkehr träumen, davon, dass dem Verlassenden eines Tages ein Licht aufgeht und er zu unserem Kopfkissen zurückkehrt, selbst wenn wir wissen, dass er uns längst ersetzt, sich in eine andere Frau, eine andere Geschichte vertieft hat und sich nur an uns erinnert, wenn es mit der neuen nicht gut läuft oder wenn wir hartnäckig bleiben, gegen seinen Willen bei ihm auftauchen und versuchen, ihn zu beruhigen, zu erweichen, sein Mitleid zu erwecken oder Rache zu üben, wenn wir ihn spüren lassen, dass er uns niemals ganz loswerden wird, dass wir keine schrumpfende Erinnerung sein wollen, sondern ein unverrückbarer Schatten, der ihn immer umschleichen und belauern wird, und ihm das Leben zur Hölle machen, ihn am Ende dazu bringen, uns zu hassen.

- Beim Betroffenen hält die Wirkung viel länger an als die Geduld derer, die gewillt sind, ihm zuzuhören und beizustehen, schnell versickert sie Bereitschaft in der Eintönigkeit.

- Gern wünschen wir, dass niemand stirbt, nichts zu Ende geht von dem, was uns begleitet und liebe Angewohnheit ist, merken jedoch nicht, dass Angewohnheiten einzig dann unversehrt bleiben, wenn man sie uns mit einem Schlag nimmt, ohne dass sie abdriften oder sich entwickeln können, ohne dass sie uns verlassen oder wir sie.

- Man gewöhnt sich daran, in Erwartung einer Gelegenheit zu leben, die nicht kommt, quasi in aller Seelenruhe, in Sicherheit und teilnahmslos, quasi ohne zu glauben, dass sie je eintreten wird.

- Wie merkwürdig ist unsere Zeit, dachte ich. Über alles darf man reden, alle Welt hört man an, was sie auch getan haben mag, und nicht nur, um ihr Gelegenheit zur Verteidigung zu geben, sondern als wäre der Bericht ihr Gräuel an sich schon von Interesse.

Marias ist ein Meister der klassischen Struktur, der ganz großen Gefühle und vor allem der Leidenschaft. Entgegen anderer Rezensenten bin ich nicht der Meinung, dass dies “der beste Marias, den es je gab” ist, aber zumindest fast.

Roman Libbertz

Christan Kracht: „Imperium“

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Der 1966 in der Schweiz geborene Christian Kracht, der neben von Stuckrad-Barre in den Neunzigern zum Pop-Literatur-Superstar hochstilisiert wurde, hat seinen vierten Roman geschrieben. In „Imperium“ lässt er uns eintauchen in die Zeiten des späten Kolonialismuses. Mit der Figur des historisch belegten Nürnbergers August Engelhardt geht man auf weite Reise und darf ihm zusehen bei seinem hilflosen Unterfangen in Neu-guinea seinen Sonnenorden zu etablieren.

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Einige der besten Zeilen:

- Hartmut Otto war im eigentlichen Sinne ein moralischer Mensch, auch wenn sein Anstand dem gerade vergangenen Jahrhundert erwachsen war und er wenig Verständnis aufbringen konnte für die nun anbrechende neue Zeit, deren Protagonist August Engelhardt war.

- Und stellte nicht der Hinduismus, dessen höchster Ausdruck der Vegetarismus, also die Liebe war, im Weltgefüge eine Kraft dar, dessen allumspannendes, lichtes Rauschen der einst jene Länder, denen das Christentum zwar Nächstenliebe geschenkt, darin aber nicht die Tiere einbezogen hatte, überstrahlen würde wie ein blendender Komet?

- Die Moderne war nämlich angebrochen, die Dichter schrieben plötzlich atomisierte Zeilen;

- Nagel überlegte ernsthaft, seinem Freund in die Kolonien nachzufolgen, dafür spräche, dass der jahrelang ertragene Spott, der täglich über ihm ausgegossen wird, ihm langsam das Gemüt zu zerdrücken droht, er zu zweifeln begonnen hat an der Richtigkeit seines Handelns und Engelhardt ihm mitsamt seiner Besessenheit wie ein Führer erscheint, der Kraft seines Leuchtens ihn, Nagel, aus der düsteren Wüstenei Deutschlands in ein lichtes, sittliches, reines Land zu leiten verstünde, nicht nur metaphorisch, sondern in realitas –

- Ein paar Haltestellen weiter, am Alexanderplatz, lehnt ein durchnässter Berliner an einer Hauswand und isst, mesmerisiert kauend, eine jener labberigen Bratwürste.

- (denn es zerfleischt sich bekanntlich niemand so ausführlich wie Menschen, deren Ideen sich ähnlich sind)

- Das Feuer ist sein Metier; es ist nicht allein ein Kampf gegen den Orkan, den November dort im Maschinenraum führt, sondern ein beinahe urzeitliches Ringen gegen die Natur an sich, es ist die archaische Auflehnung eines Demiurgen, der, dem Elementar-Chaos trotzend, die eiserne Schaufel einhunderttausendmal wider die Impertinenz der Weltenunordnung erhebt.

Kracht ist ein Sprachvirtuose und man bettet sich wunderbar in dieser urkomischen, irrwitzigen Geschichte. Mir fehlt die Kenntnis des Gesamtwerkes um es als sein bestes Buch zu titulieren, aber eins ist es mit Sicherheit: sein Tollstes.

256 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, 18,99 Euro.

Roman Libbertz

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